Eigentlich hatten die Bürger der linksrheinischen Weseler Ortsteile gedacht, eine Erweiterung des Kiesabbaus im Bereich Pettenkaul zwischen L460 und Perrich sei gar nicht mehr möglich. Keine Abbau-Genehmigung im Wasserschutzgebiet. In den derzeit so umstrittenen Kies- Planungen des RVR kamen die linksrheinischen Weseler Flächen dementsprechend gar nicht mehr vor. Nun trat zum 1.10.21 eine Gesetzesänderung in Kraft, die festlegt, dass Auskiesung in Wasserschutzgebieten nicht mehr grundsätzlich verboten ist. In Einzelfällen können Sondergenehmigungen erteilt werden.
Mit Bezug darauf meldete sich der Fraktionsvorsitzende der SPD im Weseler Stadtrat, Ludger Hovest, in den Medien zu Wort und behauptete, einer weiteren Auskiesung im Bereich Pettenkaul stehe jetzt eigentlich nichts mehr im Wege. Land auf, Land ab würden Bürgerinitiativen massiv gegen Auskiesung protestieren. Im Pettenkaul könne jedoch noch großflächig gebaggert werden. In Wesel gebe es keine Bürger-Proteste dagegen, so Hovest.
Gegen diese forsche Behauptung regt sich nun vor Ort heftiger Widerstand. Drei Bürger aus Ginderich haben sich vorgenommen, durch eine Unterschriftenaktion zu zeigen, dass die Stimmung vor Ort eine ganz andere ist.
Michael Brinkhoff, Ralf Sundermann und Heinzgerd Schott haben Gleichgesinnte angesprochen, die in den kommenden Wochen in Ginderich und Umgebung unterwegs sind, um Unterschriften zu sammeln.
Michael Brinkhoff macht deutlich, worum es der Initiative geht: „Ein mögliches Szenario ist, dass die Abgrabungsflächen auf der einen Seite bis an den Rasensportplatz und die Ortsränder von Ginderich, Werrich und Perrich heranreichen und auf der anderen Seite bis an die Abspannseile des Fernsehturms. Beide Flächen zusammen wären rund 250 ha groß. Das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Die linksrheinischen Ortsteile von Wesel sind wegen der Bodensenkungen durch den Salzbergbau, durch Windkraftanlagen und durch diverse Baggerlöcher bereits sehr stark belastet. Weitere Eingriffe in die Landschaft sind nicht hinnehmbar.“
Eine solche Abgrabung hätte weitreichende Folgen. Um nur ein Stichwort zu nennen: Bei Hochwasser kann die Deichsicherheit durch Unterspülung gefährdet sein – mit allen Folgeerscheinungen. Ralf Sundermann ergänzt: „Selbst wenn es nicht zu Überschwemmungen kommt, entsteht da eine riesige Wasserwüste, die niemandem nutzt. Erst recht nicht mehr dem Schutz des Grundwassers. Denn der Kies im Untergrund wirkt ja wie ein Filter. Für ein Grundwasserschutzgebiet ist Auskiesung eigentlich ein Unding. Dies bestätigt auch der Wasserverbund Niederrhein. Er spricht sich klar gegen einen politischen Beschluss zur Aufweichung des Trinkwasserschutzes aus.“
Auf einen ganz anderen Aspekt verweist Heinzgerd Schott: „Die Landwirtschaft in der Region Niederrhein hat in den letzten Jahrzehnten massiv Flächen durch Kiesabbau verloren. Hier im Pettenkaul liegen wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen mit hoher Bodenqualität. Nach einer Auskiesung sind die unwiederbringlich weg. Die verantwortlichen Entscheider müssen erfahren, dass eine drohende Wasserwüste mit all ihren Gefahren und Belastungen die betroffenen Bürger nicht kalt lässt. Wir wollen gehört werden. Uns ist noch lange nicht alles egal!“
Die Unterschriften sollen nicht nur durch ausliegende Listen in den örtlichen Geschäften gesammelt werden. Die drei Gindericher und ihre Mitstreiter werden alle Haushalte in Ginderich, Werrich und Perrich mit Info-Flyern versorgen und dabei die Bürger direkt ansprechen.